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Kirchzarten: Scheunentore offen für Bürger

Umbau der denkmalgeschützten Talvogtei-Scheunen Kirchzarten zu Bürger-Begegnungsstätten. Die so genannte „Talvogtei“, ein Areal bestehend aus zwei Scheunen und einer Mühle, war in früheren Zeiten das Zentrum von Kirchzarten im Hochschwarzwald. Jetzt wurde es durch umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen als kommunales Dienstleistungszentrum wieder mit Leben erfüllt.

Angekommen in der Moderne
Eine neue Nutzung mit einer Mediathek, einem Bürgersaal sowie von Verwaltungs- und Büroräumen (genutzt unter anderem durch den örtlichen Energieversorger) geben dem Areal seine Bedeutung und Funktion als ortsbildprägendes Ensemble zurück. Nach mehr als zweijähriger Bauzeit, geplant durch die ortsansässige sutter³ KG, und Investitionen in Höhe von 6,8 Millionen Euro, bezogen das Bürgerbüro Kirchzarten, das Bauamt, die Mediathek sowie die Energie- und Wasserversorgung Kirchzarten GmbH die im Sommer fertig gestellten Räumlichkeiten in den beiden Scheunen. Diese sind nun komplett barrierefrei zugänglich und durch eine Glaskonstruktion miteinander verbunden. Die ehemalige Talvogtei soll damit wieder zu einem zentralen Bildungsort und Treffpunkt aller Bürger werden.

Städtebaulicher Denkmalschutz
Das Projekt wurde durch das Programm „Städtbaulicher Denkmalschutz“ mit Zuschüssen von Land und Bund gefördert. Auch private Hauseigentümer im Umfeld, die durch die Baumaßnahmen betroffen waren, erhielten so teilweise finanzielle Mittel. Die Umsetzung des Projekts war für die planende sutter³ KG ein Meilenstein. Nicht nur, weil historische Gebäude auf Betrachter, Besucher als auch Nutzer eine andere Wirkung erzielen als Neubauten, sondern vor allem unter dem Aspekt des Erhalts historischen und kulturellen Erbes. Moderne Gebäude haben im Gegensatz zu historischen viele standardisierte Bereiche und Bauteile und eher weniger bis gar keine liebevoll ausgearbeiteten Details, was oftmals zu einer kühlen und anonymen Atmosphäre führt. Dabei ist die in Kirchzarten angewandte Methode des behutsamen Umbaus alter Bausubstanz nicht teurer als die Erstellung von Neubauten.

Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen: Die alten Holzfassaden von 1830 wurden weitgehend erhalten, ergänzt unter anderem durch moderne Elemente wie ein Metallfenster – die Rückgabestelle für Medien. Schon hier wird ein spannender Kontrast zwischen Alt und Neu erzielt.

Ganz besonders natürlich durch die gläserne Konstruktion der Brücke, die die beiden Scheunengebäude nun miteinander verbindet. Auch innen ist die alte Bausubstanz erhalten geblieben; moderne Designlampen kontrastieren hier zu freiliegenden, rohen Sandsteinmauern. Die Umbauten wurden nach modernen Energiestandards vorgenommen, unter anderem mit einer Pelletheizung und einer zeitgemäßen Dämmung im Dach- und Bodenbereich.

Kulturelles Erbe gesichert
In Kirchzarten ist es den Beteiligten so gelungen, ein wertvolles kulturelles Erbe zu sichern. Der Ort erhält sich durch die Umbauten und die neue Nutzung der Scheunen ganz bewusst seine eigene baukulturelle Identität. Wie es einige Besucher so treffend sagten: „Das Gesicht des Ortes ist noch deutlicher geworden und zeigt Charakter.“

Artikel erschienen in der Ausgabe 2018 von „Kultur & Baudenkmal“
Text: Formativ.
formativ design und neue medien, Bernd Holler, Grafikdesigner
Adalbert-Stifter-Str. 7/1, 69214 Eppelheim

Projektdaten:
Bauherr und Projektleitung:
Gemeinde Kirchzarten, vertreten durch
Bürgermeister Andreas Hall
Architekten: sutter³ KG
Gesamtbaukosten: 6,8 Millionen Euro
Bauzeit: Jan 2016 bis Mai 2017
Fotos: Jürgen Gocke, Fotodesign

Ausführende Fachfirmen u.a.:
Treppenbau: RoomStone GmbH, Simmern
Holzausbau: Kleiser Holzbau, Buchenbach
Vermessungstechnik: ASAL+PFAFF, Merzhausen