
Die Birkenhofscheune
Kirchzarten-Burg
Die Birkenhofscheune ist ein Objekt, das bereits aufgrund seiner Größenverhältnisse ein ganz eigenes Erscheinungsbild besitzt. Errichtet in der Tradition des Schwarzwälder Bauernhauses, dem Holz-Ständer-Bohlenbau, ist sie eine der größten bekannten Gebäude ihrer Art.
Eine solch imposante Architektur verlangt gleichzeitig nach einem nicht minder aufwendigen Umnutzungskonzept.Ursprünglich wurde die Scheune landwirtschaftlich genutzt; hier befanden sich Ställe, eine Tenne und ein Heulager. Nachdem der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt worden war, diente die Scheune nur noch als Lager und verfiel zunehmend.
Was zunächst ein schier unüberwindliches Hindernis zu sein schien – die langsam verfallende Holzarchitektur und die Bewahrung von Überresten der landwirtschaftlichen Nutzung– sollte sich zum charakterbestimmenden Merkmal der heutigen Birkenhofscheune entwickeln.
Haus im Haus
Wer heute die Scheune betritt, der findet sich wieder in einer Architektur aus Glas, Stahl und Beton, in der der ursprüngliche Holzbau aus Birke durchgehend präsent ist. Die historischen Stallwände, alte Futtertröge, die imposante Dachkonstruktion blieben wie viele andere Details erhalten. Möglich wurde dies erst durch neue Sanierungsmethoden.
Die Entscheidung, neben die alte Holzkonstruktion einen Massivbau zu stellen, war mutig und für die Sanierung von Scheunen bis dato neuartig. Übliche Verfahren der Altbausanierung – defekte Holzteile zu ersetzen, neue Träger einzubauen, um sie anschließend zu verkleiden – hätten die historische Gestalt (deren Substanz zu 60% unbrauchbar war) bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Stattdessen entschied man sich dafür , Neues bewusst dem Alten gegenüber zu stellen. Auf diese Weise konnte der Holzbau, der die besondere Atmosphäre des Gebäudes ausmacht, zu nahezu 100 Prozent erhalten bleiben. Aus zunächst pragmatischen Lösungen wie der Flächenverglasung an der Außenfassade ergibt sich eine neuartige Transparenz, die Einblicke ins Innere gewährt und einen Eindruck von der Geschichte der über 200 Jahre alten „Birkenhofscheune“ vermittelt.
Sanierung für den Ort
Maßnahmen, die andernorts mit viel Aufwand umgesetzt werden müssen, haben sich hier zum Teil aus der Architektur ergeben. Die Wohneinheiten für dementiell erkrankte Menschen und für Menschen mit körperlichen Handicaps beispielsweise besitzen über die alte Auffahrt zum Heuboden einen eigenen Fluchtweg. Eine zusätzlich eingebaute Fahrstuhlanlage gewährt barrierefreien Zugang zu den Wohnungen.
Dass es sich bei der Birkenhofscheune um eine Sanierung für den Ort handelt, zeigen die Einrichtung einer Kinderkrippe und die großzügig geplanten und familiengerechten Wohnungen im westlichen Teil der Scheune, die als günstiger Mietraum zur Verfügung gestellt werden.
Bemerkenswert ist, dass es bei einem Gebäude dieser Größenordnung gelang, den Niedrigenergiestandard von jährlich 40 KfW pro Quadratmeter zu erreichen, womit die Birkenhofscheune unter den für Neubauten üblichen Wärmeschutzstandards bleibt. Damit ist sie ein weiteres Beispiel dafür, dass Altbausubstanz in energetischer Hinsicht keineswegs eine Belastung darstellen muss und sie in vielen Fällen – wie hier mit dem energiesparenden, tief heruntergezogenen Dach – sogar zahlreiche Vorteile mit sich bringen kann.
Aus der mächtigen Architektur hat sich etwas entwickelt, das dem Ort im Dreisamtal einen wichtigen Halt bietet, ohne ihre Umgebung zu dominieren.
Mehr Infos:
www.labyrinth-freiburg.de
www.kinderstube-dreisamtal.de